Donnerstag, 19. Juli 2012

Brandenburg - Fontane, Festivals und Workshops


Charlottenburg.JS Brandenburg –nicht nur eine menschen- und gottverlassene postsozialistische Pampa, wie es Kabarettisten und Vorurteile glauben lassen, sondern vielmehr ein Hort der Kultur am Busen der Natur. Dieses Ansinnen unterstrich Richard Burger am Montagabend bei seinen Wortservierungen, die er im großen Saal des Literaturhauses in der Fasanenstraße kredenzte. Brandenburg, das ist die Heimat von Heinrich von Kleist, Bettina und Achim von Arnim und natürlich Theodor Fontane. Anhand der „Gebrauchsanweisung für Potsdam und Brandenburg“ von Antje Rávic Strubel erklärte Burger die Symbiose zwischen der Naturbelassenheit Brandenburgs und der wieder aufstrebenden Kulturschaffenden-Scene. Mit dem Verweis auf die bereits genannten Dichter und weiteren literarische Größen wie Bertold Brecht, der sich aus dem Moloch Berlin in die Einsamkeit der Mark Brandenburg zurückzog, wurde in dem Buch Brandenburg als Heimstätte deutscher Künstler gelobt. Töpfer verarbeiten die Brandenburgische Tonerde in ihrem Kunsthandwerk. Workshops geniessen große Beliebtheit, besonders für Töpfer-, Aquarell- und Bildhauerkurse. 

Richard Burgers Wortservierungen


Im einem anderen Kapitel aus dem Buch, das Richard Burger vortrug, wurden Brandenburgs Parklandschaften gerühmt. Oh ja, man denke dabei nur an Sanssouci oder Schloss Rheinsberg. Diese Gartenarchitektur von namhaften Gartenkünstlern wie Carl Foerster soll den Sieg von Kunst und Kultur über die Ödnis von Sumpf- und Moorlandschaften versinnbildlichen. Abschließend behandelt das Kapitel die brandenburgischen Errungenschaften jene zahlreichen internationalen Musik- und Kunstfestivals, Barockkonzerte in Orangerien und Kunstausstellungen in ehemaligen Bauernhöfen, zu denen aus aller Herren Länder die Künstler anreisen. 

Da Theodor Fontane bereits mehrfach angesprochen wurde, trug Burger anschließend ein Porträt über den wohl berühmtesten Sohn der Region vor, aus dem Buch „Wahr muss es sein, sonst könnte ich es nicht erzählen: 30 Glücksfälle der Weltliteratur“ von Tilman Spengler. Es war ganz interessant zu erfahren, dass Fontane einen ganz bürgerlichen Ursprung als Apotheker hatte, nebenbei ein wenig für Zeitungen schrieb und erst später Korrespondent im Ausland war. Erst im höheren Alter offenbarte sich sein Talent als Romancier.Der Vortrag illustrierte Fontanes Bodenständigkeit als Beispiel für die Natur des Brandenburgers.

Nach vier gedichten beschloss Richard Burger seine Lesung mit dem deutschesten aller Gebete, dem „Müde bin ich“ von Marie Luise Hensel, noch eine Brandenburgerin.

Brandenburg ist bestimmt besser als sein Ruf und es ist als sehr positiv aufzufassen, welch berühmte Söhne und Töchter diese in Deutschland einmalige Gegend hervorgebracht hat. Aber solange ein Fontaneweg in einem beschaulichen Städtchen wie Zeuthen lediglich via Google per Smartphone auszumachen ist, solange kann man immernoch liebevoll so manchen Ort in Brandenburg getrost als „Pampa“ bezeichnen.


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