Charlottenburg.JS Brandenburg –nicht nur eine
menschen- und gottverlassene postsozialistische Pampa, wie es Kabarettisten und
Vorurteile glauben lassen, sondern vielmehr ein Hort der Kultur am Busen der
Natur. Dieses Ansinnen unterstrich Richard Burger am Montagabend bei seinen
Wortservierungen, die er im großen Saal des Literaturhauses in der
Fasanenstraße kredenzte. Brandenburg, das ist die Heimat von Heinrich von
Kleist, Bettina und Achim von Arnim und natürlich Theodor Fontane. Anhand der „Gebrauchsanweisung
für Potsdam und Brandenburg“ von Antje Rávic Strubel erklärte Burger die Symbiose
zwischen der Naturbelassenheit Brandenburgs und der wieder aufstrebenden
Kulturschaffenden-Scene. Mit dem Verweis auf die bereits genannten Dichter und
weiteren literarische Größen wie Bertold Brecht, der sich aus dem Moloch Berlin
in die Einsamkeit der Mark Brandenburg zurückzog, wurde in dem Buch Brandenburg
als Heimstätte deutscher Künstler gelobt. Töpfer verarbeiten die
Brandenburgische Tonerde in ihrem Kunsthandwerk. Workshops geniessen große
Beliebtheit, besonders für Töpfer-, Aquarell- und Bildhauerkurse.
Richard Burgers Wortservierungen |
Im einem anderen Kapitel aus dem
Buch, das Richard Burger vortrug, wurden Brandenburgs Parklandschaften gerühmt.
Oh ja, man denke dabei nur an Sanssouci oder Schloss Rheinsberg. Diese Gartenarchitektur
von namhaften Gartenkünstlern wie Carl Foerster soll den Sieg von Kunst und
Kultur über die Ödnis von Sumpf- und Moorlandschaften versinnbildlichen. Abschließend behandelt das Kapitel die brandenburgischen Errungenschaften jene zahlreichen internationalen Musik- und Kunstfestivals,
Barockkonzerte in Orangerien und Kunstausstellungen in ehemaligen Bauernhöfen, zu denen aus aller Herren Länder die Künstler anreisen.
Da Theodor Fontane bereits
mehrfach angesprochen wurde, trug Burger anschließend ein Porträt über den wohl
berühmtesten Sohn der Region vor, aus dem Buch „Wahr muss es sein, sonst könnte
ich es nicht erzählen: 30 Glücksfälle der Weltliteratur“ von Tilman Spengler.
Es war ganz interessant zu erfahren, dass Fontane einen ganz bürgerlichen
Ursprung als Apotheker hatte, nebenbei ein wenig für Zeitungen schrieb und erst
später Korrespondent im Ausland war. Erst im höheren Alter offenbarte sich sein
Talent als Romancier.Der Vortrag illustrierte Fontanes Bodenständigkeit als Beispiel
für die Natur des Brandenburgers.
Nach vier gedichten beschloss
Richard Burger seine Lesung mit dem deutschesten aller Gebete, dem „Müde bin
ich“ von Marie Luise Hensel, noch eine Brandenburgerin.
Brandenburg ist bestimmt besser als sein Ruf und es ist als sehr
positiv aufzufassen, welch berühmte Söhne und Töchter diese in Deutschland
einmalige Gegend hervorgebracht hat. Aber solange ein Fontaneweg in einem
beschaulichen Städtchen wie Zeuthen lediglich via Google per Smartphone auszumachen
ist, solange kann man immernoch liebevoll so manchen Ort in Brandenburg getrost als „Pampa“
bezeichnen.
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