Sonntag, 25. November 2012

Einmal quer durch meine frankophone Schallplattensammlung



Lange nichts mehr geschrieben, Entschuldigung!  Das kulturelle Leben in Berlin ist vitaler denn je. Aber beispielsweise macht ein Artikel über die Berliner Philharmoniker nicht viel Sinn, wie soll man übernatürliche Musik kritisieren?

Prenzlauer Berg. JS Gestärkt durch den A1 – E-Learning – Grundkurs Französisch und nachmittags ein Gainsbourg-Film beim Bügeln- perfekte Voraussetzung für ein Chansonkonzert. Samstagabend sang Alexia Balandjian mit Doron Burstein am Klavier "French Chansons - Love Songs, Toxic Songs, Addiction Songs" im Prenzelberger Cafe Lyrik. Mit perfekter Attitüde und Garderobe präsentierte die Chanteuse Werke von Boris Vian, Kurt Weill und Serge Gainsbourg, Juliette Greco, Dalida und France Gall. Dabei rief sie als Sängerin und Künstlerin eine bemerkenswerte Bandbreite an Facetten in Stimme und Geste ab. Direkt zum Einstieg bei Vians „Je suis snob“ gab sie die ultimative Provinz-Pute, toll. Ihre Stimme war wahlweise fragil, verrucht, dramatisch, ironisch, erotisch oder verspielt.

Französische Charmeoffensive: Alexia Balandjian
Ihr „Surabaya-Johnny“ war grandios verzweifelt, fehlte eigentlich nur, dass sie jemandem eine geknallt hätte. Johnny kam später nochmal, der wiederum ihr eine knallen sollte in Vians Maso-Hymne „ Johnny fais moi mal“. Sie erkundigte sich auch besorgt, ob im Raum ein Johnny anwesend sei…mein Bruder sagt Johnny zu mir.

Kompliment dafür, dass sie nicht nur einige Stücke auf Deutsch sang, sondern sich auch am Berlinerischen in Weills „Berlin im Licht“ versuchte, entzückend! Die Kommunikation zwischen Alexia Balandjian und dem Publikum war sehr schön, bedingt allein schon durch die intime Atmosphäre des Cafe Lyrik. So verabschiedete sich die Künstlerin zwischendurch von einigen Kindern, die ihre Eltern am Abend begleiten durften mit dem schaurig-schönen Gutenachtlied vom Grand Lustukru, einem französischen Horrorsandmännchen, das nicht schlafende Kinder verspeist. Ob die Kleinen davon umso besser schlummerten, wissen die Eltern allein.

Waren es Ausreißer oder nur weitere Facetten der Künstlerin? Die Dalida- Schmalzballade „Am Tag als der Regen kam“ und die Schlagersamba „Zwei Apfelsinen im Haar“ von France Gall sorgten mit ihrer Skurrilität für allgegenwärtige Lacher. Das stand beispielsweise im krassen Gegensatz  zur Greco/Gainsbourg-Nummer „La Javanaise“. Spaß und Sexappeal war große Stärke ihres Repertoires. Hoffentlich kriegt man mehr von ihr und ihrem ziemlich guten Pianisten zu hören, der sich auch verantwortlich für die raffitückischen Klavierarrangements zeichnete

Bemerkenswert war die Auswahl ihrer Lieder, beachtlich viele Lieblingslieder auf meinen französischen Schallplatten wurden gesungen, Zufall? Kismet?

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