Lange nichts mehr geschrieben, Entschuldigung! Das kulturelle Leben in Berlin ist vitaler
denn je. Aber beispielsweise macht ein Artikel über die Berliner Philharmoniker
nicht viel Sinn, wie soll man übernatürliche Musik kritisieren?
Prenzlauer Berg. JS Gestärkt durch den A1 – E-Learning – Grundkurs Französisch
und nachmittags ein Gainsbourg-Film beim Bügeln- perfekte Voraussetzung für ein
Chansonkonzert. Samstagabend sang Alexia Balandjian mit Doron Burstein am Klavier "French Chansons - Love Songs, Toxic Songs,
Addiction Songs" im Prenzelberger Cafe Lyrik. Mit perfekter Attitüde und
Garderobe präsentierte die Chanteuse Werke von Boris Vian, Kurt Weill und Serge
Gainsbourg, Juliette Greco, Dalida und France Gall. Dabei rief sie als Sängerin
und Künstlerin eine bemerkenswerte Bandbreite an Facetten in Stimme und Geste
ab. Direkt zum Einstieg bei Vians „Je suis snob“ gab sie die ultimative Provinz-Pute,
toll. Ihre Stimme war wahlweise fragil, verrucht, dramatisch, ironisch,
erotisch oder verspielt.
Französische Charmeoffensive: Alexia Balandjian |
Ihr „Surabaya-Johnny“ war grandios verzweifelt, fehlte
eigentlich nur, dass sie jemandem eine geknallt hätte. Johnny kam später
nochmal, der wiederum ihr eine knallen sollte in Vians Maso-Hymne „ Johnny fais
moi mal“. Sie erkundigte sich auch besorgt, ob im Raum ein Johnny anwesend sei…mein
Bruder sagt Johnny zu mir.
Kompliment dafür, dass sie nicht nur einige Stücke auf
Deutsch sang, sondern sich auch am Berlinerischen in Weills „Berlin im Licht“
versuchte, entzückend! Die Kommunikation zwischen Alexia Balandjian und dem
Publikum war sehr schön, bedingt allein schon durch die intime Atmosphäre des
Cafe Lyrik. So verabschiedete sich die Künstlerin zwischendurch von einigen
Kindern, die ihre Eltern am Abend begleiten durften mit dem schaurig-schönen
Gutenachtlied vom Grand Lustukru, einem französischen Horrorsandmännchen, das
nicht schlafende Kinder verspeist. Ob die Kleinen davon umso besser
schlummerten, wissen die Eltern allein.
Waren es Ausreißer oder nur weitere Facetten der Künstlerin?
Die Dalida- Schmalzballade „Am Tag als der Regen kam“ und die Schlagersamba
„Zwei Apfelsinen im Haar“ von France Gall sorgten mit ihrer Skurrilität für
allgegenwärtige Lacher. Das stand beispielsweise im krassen Gegensatz zur Greco/Gainsbourg-Nummer „La Javanaise“.
Spaß und Sexappeal war große Stärke ihres Repertoires. Hoffentlich kriegt man
mehr von ihr und ihrem ziemlich guten Pianisten zu hören, der sich auch
verantwortlich für die raffitückischen Klavierarrangements zeichnete
Bemerkenswert war die Auswahl ihrer Lieder, beachtlich viele
Lieblingslieder auf meinen französischen Schallplatten wurden gesungen, Zufall?
Kismet?
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