Montag, 1. April 2013

Ein paar Stunden in Venedig



Träumte ich,
Im Innern des Palazzo Ducale
als ich über jadetrübe Flure
in  regenverhangenen
Häuserschluchten
einer unbestimmten Sehnsucht
entgegen floh?

Weg von der widerlichen Realität
des Regenschirmmeeres hinein
in die Elegie der Wege ins Nichts;

 doch schaute ich zu meinen Füßen
 und erkannte unter mir die Fluten,
 in deren Vergessen ich versank.


Ich habe bis jetzt keine andere Stadt kennengelernt, in der Verlaufen das Ziel ist. Piazza San Marco ist schrecklich schön. Seufzerbrücke und Ponte Rialto sind pittoresk. Wie viel schöner ist der menschenleere Markusplatz bei Hochwasser und die vielen kleinen Brücken versteckt zwischen halbverfallenen Häusern? Prunk, Pracht und Protz der früheren Handelsmacht verstummen angesichts der Besuchermassen. Ein paar Schritte weiter, versteckt hinter dunklen Winkeln, ein paar verborgenen Brücken und gewundenen Gassen, wispern dir algengrüne Planken und halbmaroder Häuserputz von der Lust und Freude vergangener Zeiten.
Die Zeugnisse handwerklicher Ergebenheit höchster Ästhetik verzaubern den Bewunderer. Gestein in beige, ecru,  umbra, terracotta und ocker lassen in feinsten Mosaiken ein brillantes Farbspiel erstrahlen, während darüber die Farben des Regenbogens in filigraner Glaskunst flirren. Das schmale Wasser zwischen den Häusern dümpelt träge jadegrün, während sich der Canale Grande je nach Form himmelblau oder stahlgrau behauptet.
Im Acqua alta putzt und erfrischt sich die alte Kurtisane. Fast glaubt man beim nächsten Sonnenschein den Abglanz früherer Feste zu erblicken, doch es ist nur die Sonne, reflektiert in den vielen Pfützen.



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