Le jour naitra bientôt(Illustration: Matthieu Bourrel) |
Mit der Hermeneutik eines viel zu langen
Fiebertraums konfrontierten die beiden Schauspielerinnen das Publikum mit den
Gedanken Pessoas; befremdend und doch vertraut, dabei absolut absurd und dabei
restlos real. Zwischen einem schwarz bedeckten Tisch und daran
punktgespiegelten Stühlen zelebrierten die beiden Gestalten einer Person eine
Apotheose des kleinen Wahnsinns, synchron, isoliert und interagierend.
Ein kleines Kind könnte dabei nicht
ernsthafter sein, als Sandrine Nogueira den leeren Raum vermaß und Laurence
Barbasetti eine schwarze Wand mit mathematischen Formeln und einer Amplitude
mittels Kreide beschrieb. In einem dauerhaften, unmittelbaren, gleichsam
fließenden Wechsel änderten sich die Gemüter; war der Ausdruck dominiert von
Gewissenhaftigkeit, wechselte er schlagartig zur Manie, fast meinte man Tanz in
den immer wiederkehrenden Bewegungen zu sehen.
Das Spiel wurde untermalt von eindringlicher
Musik, waren es schwer zu ertragende Dissonanzen, einfühlsames Cello oder einer
Industrial-Geräuschkulisse. Parallel dazu warf ein Beamer Bilder vom Universum
(oder war es Milchschaum in einer Kaffeetasse?), dem Meer oder Bäumen auf dem
Feld an die Wand. Die Unmittelbarkeit zwischen Publikum und Schauspielerinnen
wurde gebrochen durch rote Fäden, die die beiden mit unglaublicher Hast
zwischen Fenster und Stühlen spannten. Zu guter Letzt flochten sie Weingläser
zwischen die Schnüre, keines fiel…
Sandrine Nogueira/Laurence Barbasetti (Foto: Sophie Galibert) |
Zwei Momente unglaublicher Intensität möchten
hervorgehoben werden: Nicht nur die Attitüde in der Performance änderte sich
ununterbrochen, sondern auch die Stimmungen wie bei einem Manisch- Depressiven.
Der Moment, als beide zunächst harmonisch zueinanderfanden, Zärtlichkeiten
austauschten und Barbasetti dann jäh Nogueira zu Boden schmetterte und das in
einem immer wiederkehrenden Zyklus, ließ viele im Publikum die Luft anhalten.
Ebenso ergreifend war der minutenlange Lachanfall von Nogueira, man wusste
nicht ob es eskalieren würden zum Weinen oder Toben. Hinterher gestand sie,
dass es eine unglaubliche physische Herausforderung gewesen sei, diese Spannung
zu halten, Respekt!
Den Künstlerinnen gelang es, das Panoptikum
menschlicher Regungen gefangen im Surrealismus dem Publikum nahezubringen,
ebenso wie die Lust Pessoa zu lesen um seine Schizophrenie zu entdecken. Der
erste Teil war bravourös, mehr davon!
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