Dienstag, 31. Mai 2016

Zwischen Berlin und Kyoto – Wettbewerb der Grafiken


Japanische Kunst - für Viele ist das Hokusais große Welle, Teezeremonie und Kranichfalten; die Print Art
Triennale Kyoto lehrt da eines Besseren. Während die alte Kaiserstadt in voller Kirschblütenpracht
Heerscharen von Besuchern anlockt, treten zwanzig japanische Künstler in diesem nationalen
Grafik-Wettbewerb gegeneinander an. Einer dieser Künstler ist Tomoyuki Ueno aus Berlin. Er, wie
auch alle anderen werden von renommierten Gutachtern für den Wettbewerb vorgeschlagen. Die
Print Art Triennale ist einer wichtigsten Kunstwettbewerbe in Japan.
Ueno wurde von der Galeristin Megumi Matsuo empfohlen. Die beiden kennen sich seit Ueno noch
Kunststudent in Kyoto war. Schon damals erregten seine Grafiken und Skulpturen ihre
Aufmerksamkeit. „Ich habe darauf gewartet, den Wettbewerb verändern zu können. Die japanische
Künstlerszene ist sehr überschaubar; alle kennen einander, wie in einer Familie“, meint die
Gutachterin.“Tomoyuki Ueno ist jemand besonderes, er lebt in zwei Kulturen. Ich mag solche
Ausnahme-Künstler, denn im Fall von Grafiken geht es um den Gedanken der Kopie. Der Künstler
nimmt Informationen auf und verarbeitet sie. Ohne einem Beitrag wie den von Ueno wäre die
Veranstaltung recht traditionell.“
Die bedruckten, fragilen Wachsplatten von Mitsuo Kim fallen direkt ins Auge, stellenweise verläuft
das Muster des aufgedruckten Perserteppichmotivs durch die deutlichen Spuren von Wärme und
erzeugt dadurch einen plastisch, wenngleich irrealen Moment. Professor Hideki Kimura,
emeritierter Leiter der Kyoto City University of Arts und Mitglied der Jury, meint zum Werk:
„Interessant sind die Parallelen zwischen dem Werk und der Biografie des Künstlers. Obwohl er in
Japan lebt und arbeitet, wäre seine Teilnahme am Wettbewerb gescheitert, weil er von Geburt her
Koreaner ist - so fragil sein Werk ist, so unsicher ist seine japanische Identität.“
Eine Videoinstallation lässt sich sogar unter den Beiträgen finden. „Wir haben uns entschlossen,
dass Arbeiten wie diese Videokunst, angesichts heutiger Zeiten auch unter Grafiken fallen können“,
erklärt Professor Kimura,. Dafür ist der Künstler Yuki Hayashi mit seiner Installation aus tausenden
von Internetbildern, die er in einem speziellen Algorithmus mit dem Beamer an die Wand wirft, mit
einem der weiteren Preis des Wettbewerbs ausgezeichnet worden.
Tomoyuki Uenos Installation „Voyager Return Trip“ sticht ebenfalls unter den Beiträgen hervor. Ein
riesiges X füllt fast den kompletten Raum aus. Auf der Achse befindet sich ein großer
leuchtendblauer Tisch aus einem eingefärbten Baumstamm; darauf liegt der Brief des damaligen
amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter, in dem er seinen Wunsch der Vereinigung der Menschen
ohne Ländergrenzen zum Ausdruck bringt. „1977 hat die NASA die golden Record zusammen mit
der Voyager I und II ins Weltall geschossen auf der Suche nach anderen intelligenten Lebensformen.
Auf der golden Record sind Informationen über die Menschheit enthalten. Ich finde, die Voyager
müssten heute wieder zu uns zurückkommen, damit wir diese golden Record wieder sehen und uns das in Erinnerung gerufen wird.“, erklärt der Künstler.

Ueno, Tomoyuki: Voyager Return Trip
Tatsächlich findet man auf zwei gegenüberliegenden Schenkeln des X eine goldene Druckplatte mit
den berühmten menschlichen Abbildungen und den Druck davon. Auf dem blauen Tisch findet man
einen goldenen Kreisel; es ist eine weitere Nachbildung der golden Record. Am anderen Ende des X
findet man eine große Grafik. Der Künstler hat hier die erste Seite von 200 Nationalhymnen
übereinander gedruckt. Die Einzelne verschwindet im großen Kollektiv.
Die Jury der Print Triennale zu der Professor Kimura gehört, hat sich nicht für Uenos Arbeit
entschieden. Der Künstler nimmt es gelassen:“Alleine hierfür vorgeschlagen zu werden, ist eine
große Ehre.“
Gewinner des Wettbewerbs ist Kouseki Ono für seine „Hundred Layers of Colors“. Seine Arbeit
zeigt Grafiken, die durch hochpräzise Drucktechnik den Print als feine Nadeln in den Raum
reinragen lassen. “Diese Arbeit ist einzigartig auf der Welt. Ich freue mich dass er den ersten Preis
für dies Arbeit bekommen hat“, schwärmt Professor Kimura.
Unweit der Kyoto Municipal Museum of Art der Kunsthalle hat Tomoyuki Ueno in Matsuos ruhiger
und beschaulicher Galerie seine andere Ausstellung. Inmitten seiner Schmetterlingsinstallationen
steht eine Skulptur mit Fensterrahmen, der jedoch statt einer Scheibe, einen weiteren Rahmen aus
Glas enthält. Uenos künstlerischer Kampf gegen Grenzen kennt wiederum keine...

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